Das Schützenwesen hat in Reckenfeld eine ebenso lange Tradition wie die Siedlung selbst. Es ist mit der Gründung der jungen Gemeinde Mitte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eng verbunden. Das geht aus den alten Dokumenten eindeutig hervor. Die ersten Jahre des Schützenwesens waren allerdings in erster Linie mit der wenig zu rühmenden Eisenhandels- gesellschaft Ost und deren Prokuristen Ernst Ludwig Wilde verbunden, der bereits 1927 Ehrenvorsitzender und Schützenkönig war und in dieser Eigenschaft am 28. Juli 1928 einem der ersten Siedler in Reckenfeld, Klemens Melchers, für seine „vielseitigen Bemühungen um unseren Schützenverein und zur steten Erinnerung“ mit dem Schützenorden, eine der ersten Auszeichnungen dieser Art in Reckenfeld überreichte.

Alle Siedler aber waren mit dem Gehabe der Eisenhandelsgesellschaft doch nicht einver- standen. Ihnen schien die Aktivität von Ludwig Wilde einzig darauf gezielt, die Vorurteile gegen die Gesellschaft abzubauen. In ihrer Denkschrift vom 25. Juli 1928 über die Zustände in Reckenfeld geißelten sie vor allem die Zusammenarbeit zwischen dem Bürgermeister und Wilde und unterstellten letzterem, den Schützenverein Eintracht für einen Betrag von 300 Mark für seine Zwecke geködert zu haben. Möglicherweise ist dieser Passus in der Denkschrift auch eine persönliche Fehde zwischen Wilde und Christian Geitz, einem damaligen Siedler und Gastronom, dem auf Drängen von Wilde die Konzession für seine Gaststätte entzogen worden war und das Schützenfest lieber selbst bewirtschaftet hätte. Dafür spricht auch, dass Geitz ein Jahr später als Festwirt auftritt, als sich die Eisenhandelsgesellschaft aus dem Schützen- wesen zurückgezogen hatte und die Durchführung des Schützenfestes der Eintracht von der Wirtschaftlichen Vereinigung übernommen wurde, dessen Vorstand Geitz angehörte.
Aus Anlass des 4-jährigen Bestehens der Siedlung feierten sie am 29. Juli 1929 ein Schützenfest, das mit dem Wecken durch den Spielmannszug um 6 Uhr eingeleitet wurde. Der Eintritt betrug damals 50 Pfennig, mit dem Reinerlös sollten die Bedürftigen in Reckenfeld unterstützt werden.

Am 1. Juli 1935 ist dann ein weiteres Mal vom Reckenfelder Schützenverein die Rede, als der Verein mit zahlreichen anderen Organisationen an der Einweihung des Krieger – Ehrenmals in der Ortsmitte teilnahm. Die seit dem 3. März 1933 für Reckenfeld zuständige Kreissiedlungs- gesellschaft erwähnt dagegen den Schützenverein Eintracht in ihrer über 300 Seiten starken Dokumentation mit keinem Wort, obwohl dieser noch bis 1939 seine Schützenfeste feierte. Wahrscheinlich war sie mit den sozialen Verhältnissen in Reckenfeld zu sehr beschäftigt.

Während des Krieges kommt es zur völligen Einstellung aller Aktivitäten des Schützenwesens in Reckenfeld. Erst am 16. August 1951, nach der Stagnation durch Krieg und DP – Lager, erscheint in den „Westfälischen Nachrichten“ ein kleiner Hinweis, das am 19. August 1951, im Zusammenwirken aller kirchlichen Vereine, in den Anlagen des Hauses Marienfried durch die katholische Pfarrgemeinde, ein Sommerfest veranstaltet würde, das dem Charakter eines Schützenfestes gleichkomme. Es war das erste Schützenfest nach über 10 Jahren in Reckenfeld. Schützenkönig wurde damals der in C wohnende Mechaniker Franz Richert.

Königin beim ersten Schützfest 1951
wurde Frieda Richert (Mitte), Ehefrau des Mechanikers Franz Richert, auf dem Bild mit Pastor Müller (links) und Ernst Deitmar (rechts)

Königin beim ersten Schützfest 1951
wurde Frieda Richert (Mitte), Ehefrau des Mechanikers Franz Richert, auf dem Bild mit Pastor Müller (links) und Ernst Deitmar (rechts)

Auf der Basis dieses Festes und der damit gemachten Erfahrungen lud Pastor Müller dann am 30. August 1951 zahlreiche, an der Wiedergeburt des Schützenwesens in Reckenfeld interessierte Bürger zu einer Versammlung ein, die in der Wohnung von Wolfgang Schulz, einem späteren Eintracht-König stattfand. Obwohl Pastor Müller die Gründung einer Schützenbruderschaft vorschwebte, wurde bewusst ein neutraler Ort gewählt, um die mögliche Gründung des Vereins nicht durch weltanschauliche Prinzipien zu belasten. In der am 3. September 1951 stattgefundenen Versammlung kam es jedoch zu keiner Einigung, da Pastor Müller einen Verein wollte, der sich mehr an die katholische Gemeinde anlehnte. Der evangelischen Seite war dies aber zu einseitig konfessionell gebunden und so betrieb der katholische Seelsorger ab dem 4. September 1951 die Gründung einer Schützenbruderschaft.